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Die Bibel besser verstehen

 

Bis zum Ende lesen!

Irrtümer der Bibelauslegung - Teil 14


Die Bibel ist ein Buch, dessen Texte Jahrtausende alt sind und doch sprechen diese in unser Leben hinein. Doch beim Lesen der Bibel stehen wir vor der Herausforderung diese uralten Texte richtig auszulegen. Das kann durch Veränderungen in der Sprache, Kultur und meiner eigenen Lebenssituation eine echte Herausforderung werden. Diese Artikelreihe geht auf gebräuchliche Irrtümer der Bibelauslegung ein.

 

Es gibt sehr unterschiedliche Texte.
Die eine Sorte hat ihren Höhepunkt gleich zu Beginn. So ist es beispielsweise bei Zeitungsartikeln. Hier reicht es manchmal aus, die Überschrift zu lesen. Den Rest kann man sich sparen.
Die andere Sorte sollte in jedem Fall bis zum Ende gelesen werden. So wird in einem Kriminalroman der Mörder stets im letzten Kapitel überraschend enthüllt. Die anderen Verdächtigen erweisen sich als unschuldig.

Es gibt viele Bibeltexte, die sollten stets bis zum Ende gelesen werden. Das gilt sowohl für kurze Sinnabschnitte als auch für ganze Bücher.
So wurde das alttestamentliche Buch Prediger oft missverstanden.
Manche hätten es sogar gerne aus dem Bestand der biblischen Bücher gestrichen, weil es ihnen zu pessimistisch war.

Diese Ansicht vertraten sowohl Juden als auch Christen. Sie bezeichnen den Autor als „Apostel der Verzweiflung“ und das Buch als „Schwarzes Schaf der Bibel“. Der Autor zeichnet ein Bild vom Menschen, das auf den ersten Blick wirklich etwas pessimistisch und schicksalsergeben klingt (Prediger 1,15).
Das Mühen des Menschen scheint demnach dem Menschen nur wenig zu bringen (1,3; 2,22; 3,9). Sogar spontanes Beten wird als sinnlos bezeichnet (5,1). Irgendwie strengt der Mensch sich an, sein Leben zu meistern, aber letztlich ist doch alles nutzlos. 23x wird dieses Wort ‚nutzlos‘ (in der Lutherübersetzung ‚eitel‘) im Buch Prediger verwendet.

Erst die letzten Sätze des Buches geben uns den Auslegungsschlüssel zu diesem Buch: „Lasst uns am Ende die Summe von allem hören:
Fürchte Gott und halte seine Gebote; denn das gilt für alle Menschen. Wenn Gott wird alle Werke vor Gericht bringen, alles, was verborgen ist, es sei gut oder böse (12,13-14).“
Der Autor sieht das menschliche Leben pessimistisch, wenn es ohne Gott geführt wird. Durch die Vergänglichkeit von diesseitigem Lohn und Leben ist vieles im Leben nutzlos. Wir Menschen werden vor Gott Rechenschaft über uns Leben ablegen müssen. Erst, wenn das Leben von Gott her eingenordet wird, erhält es einen Sinn.

Was können wir aus dem Aufbau vom Buch Prediger lernen? Lesen wir biblische Texte doch lieber bis zum Ende, sonst könnte es passieren, dass wir sie in den falschen Hals bekommen und missverstehen.


Marc Pietrzik - Pastor